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Rezension: Buddhas vergessene Kinder von Barbara Demick

15. März 2021

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Inhalt

Aus Protest gegen die chinesische Politik und Unterdrückung Tibets fanden seit April 1998 150 Selbstverbrennungen in Tibet statt. Wer sich die Liste dazu auf Wikipedia ansieht, dem sticht schnell ein besonderer Ort ins Auge: Ngaba, eine Stadt in der der chinesischen Provinz Sichuan in Osttibet. Die renommierte amerikanische Schriftstellerin Barbara Demick begibt sich auf die Reise und recherchiert ausführlich über das Leben im unterdrückten Tibet. In acht berührenden Lebensgeschichten schildert sie den tibetischen Alltag abseits der Touristen-Orte. Die Menschen kämpfen seit Jahrzehnten um ihre kulturelle Identität und ringen um politische Selbstbestimmung; ihre Geschichten handeln von Gewalt, Leid und nicht zuletzt von Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Meinung

Es ist mir unangenehm, wie wenig ich über Tibet und seine schreckliche Vergangenheit wusste. Nie habe ich mich damit beschäftigt, weshalb der Dalai Lama im Exil regiert oder was es mit den politischen Unruhen auf sich hat. Barbara Demick schafft es, die Geschichte interessant zu schildern, aus verschiedensten Perspektiven zu berichten und unterfüttert das Ganze mit einer unzählbaren Bandbreite an Fakten. Für mich hat sich diese Reportage wie ein Roman lesen lassen.

Wir wechseln oft die Perspektive, begleiten Personen aus verschiedenen sozialen Schichten und verfolgen ihren Lebensweg. Allerdings wird dabei auch ein klarer roter Faden beibehalten. Die Geschichten sind chronologisch fortlaufend und einige Wege kreuzen sich im Verlauf des Buches. Insbesondere geht sie auch auf Menschen ein, die inzwischen im indischen Exil leben. Diese konnten freier sprechen und wohl den nötigen Abstand zu den Geschehnissen gewinnen, um reflektiert darüber zu sprechen. Die Journalistin nimmt sich dabei selbst zurück und lässt ihre Protagonisten für sich selbst sprechen.

Unter anderem folgen wir Dongtuk, einem zögerlichen Jungen aus ärmlichen Verhältnissen, der Mönch wird und später aufgrund der chinesischen Repressalien nach Indien flieht. Wir beobachten die Verkäuferin Pemba, die sich auf dem Markt durchschlägt, nachdem sie schon als junges Mädchen mit einem deutlich älteren Verwandten zwangsverheiratet wurde. Auch erfahren wir vom Leben einer alleinerziehenden Mutter, die so hart arbeitet wie keine andere. Wir verfolgen Gonpos Lebensweg, der letzten Prinzessin Ngabas, welche in einem chinesischen Lager zur Arbeiterin umerzogen wird, nachdem ihr Zuhause von den Chinesen beschlagnahmt wurde und ihr Vater sich in den Selbstmord stürzte. Mit diesen bewegenden Einzelgeschichten schafft Barbara Demick es, das Schicksal eines ganzen Landes zu schildern.

„Buddhas vergessene Kinder“ hat mich definitiv zum Nachdenken angeregt und habe viel Neues bei dieser Lektüre gelernt. aber es ist auch keine einfache Lektüre, die Schicksale sind hart und die politischen Machenschaften manchmal zu umfangreich, um sie auf Anhieb verstehen zu können. Ich habe während und auch nach der Lektüre noch einiges nachgeschlagen, um es besser verstehen zu können. Auch die ungewohnten, komplizierten Namen haben es mir nicht leicht gemacht und man muss konzentriert dabei bleiben. Das Gesamtpaket hat mir sehr gut gefallen und bekommt bei mir die volle Punktzahl: 5 von 5 Sternen.

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