Facts:
- Titel: Die Schwestern Chanel
- Autorin: Judithe Little
- Verlag: HarperCollins
- ISBN: 978-3-95967-565-9
- Klappenbroschur mit 400 Seiten
Inhalt
Die Schwestern Chanel werden in ärmlichen Verhältnissen geboren und kommen nach dem Tod ihrer Mutter in einem Kloster unter. Armut und harte Arbeit prägen ihr Leben dort. Die Zeit dort wird sie für immer prägen. Doch Gabrielle – später als Coco Chanel weltberühmt – weigert sich, sich ihrem Schicksal zu fügen. Sie ist überzeugt davon, „etwas Besseres“ zu sein. Mit Hilfe ihrer Schwester erobert sie sich ihre Freiheit und kämpft sich nach oben. Doch all der Erfolg lindert nicht den Schmerz, welchen die Schwestern erleiden mussten und schafft es nicht ihre Sehnsucht nach Liebe und einem Zuhause zu lindern.
Meine Meinung
[Enthält möglicherweise Spoiler]
Obwohl es auf dem Klappentext steht, war ich sehr überrascht, dass sie Geschichte durch die Augen von Cocos Schwester Antoinette erzählt wird. Im Nachwort begründet die Autorin auch, wieso sie diese Sichtweise gewählt hat: Coco war bekannt dafür, über ihre Vergangenheit zu lügen. Im Roman schafft Coco es nie, die Geschehnisse ihrer Vergangenheit zu verarbeiten. Der einzige Weg, sich davon zu lösen und nach vorne zu blicken, ist für sie die Neuerfindung der Vergangenheit. Schon als Kind im Kloster redete sie sich ein, dass ihr Vater nach Amerika ausgewandert ist um das große Geld zu verdienen, um nicht akzeptieren zu müssen, dass er sie aus freien Stücken verlassen hat. Doch die Klosterzeit in Aubazine hat sie stark geprägt: Das Chanel Logo erinnert an die Buntglasfenster im Kloster, die klaren Farben Schwarz-Weiß erinnern an die Nonnentrachten und der von ihr entworfene Schmuck greift die Himmelsmuster des Klosterbodens auf.
Bevor ich diesen Romangelesen hatte, wusste ich quasi nichts über Coco Chanel, außer dass ich mir niemals eine Chanel Tasche leisten kann. Ich bin automatisch davon ausgegangen, dass sie aus einem reichen Elternhaus stammt und tatkräftig unterstützt wurde. Deshalb hat mich die Geschichte der Chanel Schwestern umso mehr überrascht. Die Autorin verknüpft hier geschickt die historischen Fakten miteinander und füllt die Lücken mit Fiktion.
Für mich war definitiv Antoinette die Sympathieträgerin, doch Coco hat mich mehr fasziniert. Die zwei Schwestern haben beide den Traum „Von etwas Besserem“, wenn auch zwei unterschiedliche Versionen. Doch in einem gleichen sie ihre Wünsche: Beide Schwestern wollen bewundert, wahrgenommen, gesehen werden. All das, was sie nie erlebt hatten. Coco versucht sich zuerst auf der Bühne, bis sie mehr oder weniger durch Zufall zum Hutmachen kam. Schon immer war ihr Eleganz wichtig und seit ihrer späten Klosterzeit nähte sie Klamotten um und entwarf eigenwillige Designs. Ihre große Liebe Boy stellte Coco seine Junggesellenbude in Paris zur Verfügung, und dort ihre Hüte zu entwerfen und zu verkaufen. Er dachte, er hätte ihr etwas zu spielen gegeben, doch in Wahrheit schenkte er ihr die Freiheit.
Antoinette hatte zuvor schon als Verkäuferin in einem Hutladen gearbeitet und reiste nach Paris um Coco mit ihrer Erfahrungen zu helfen. Schon bald war sie mit ihrer charmanten und sympathischen Art für die Kundinnen zuständig, während Coco eher in die Rolle der exzentrischen Künstlerin schlüpfte. Zusammen arbeiteten die Schwestern sich hoch und verzeichneten einen großartigen Erfolg. Cocos Trick dabei war immer, Sachen zu nehmen die überhaupt nicht wertvoll waren und sie kostbar zu machen. Genauso wie sich selbst.
Im späteren Verlauf trenne sich jedoch die Wege der Schwestern, als Antoinette mit ihrem Ehemann nach Kanada auswandert und später in Südamerika bei ihrem Geliebten ihre letzten Monate verbringt. Im Roman verfolgen wir in dieser Zeit Antoinette auf ihrem Lebensweg, durch Briefe bekommen wir bruchstückweise mit, was mit Coco in Frankreich passiert. An dieser Stelle hätte ich mir gewünscht, das der Roman aus zwei Blickwinkeln erzählt wird. Denn Coco verliert ihren langjährigen Geliebten, stürzt in ein tiefes Loch und steht plötzlich an der Spitze ihrer Erfolgsgeschichte, als sie ihr Parfüm auf den Markt bringt. Es wäre interessant gewesen, diese hochemotionale Zeit auch noch aus Cocos Augen wahrnehmen zu können.
Der Roman „Die Schwestern Chanel“ hat mich sehr gut unterhalten, ich habe mit den zwei starken Frauen mitgefiebert und gespannt ihre Karriere verfolgt. Das Buch erhält von mir 4.5/5 Sternen!
No Comments